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Schaman Angaangaq möchte dem Klimawandel mit einer Eisschmelze des Herzens begegnen - Heiliges Feuer

heiliges-feuerNirgendwo auf der Erde steigen die Temperaturen schneller als auf Grönland. Um drei Grad Celsius hat sich die Luft seit Ende der 80er Jahren dort erwärmt. Inzwischen ist das Eis so weit geschmolzen, dass wieder mit grönländischem Holz Feuer entfacht werden kann. Dem bekannten Eskimoschamanen Angaangaq Angakkorsuaq zufolge wächst derweil das Eis an anderer Stelle: In den Herzen der Menschen. Um der um sich greifenden Gleichgültigkeit zu begegnen, leitete er zusammen mit anderen Schamanen eine Feuerzeremonie an. Der Fotograf Sven Nieder hat diese besondere Zusammenkunft am nördlichsten Zipfel der Erde zusammen mit der Autorin Angela Babel in einem Bildband festgehalten.

 

 

„Eines Tages, wenn die Welt es am meisten braucht, wird das heilige Feuer zu den Menschen am nördlichsten Punkt der Erde zurückkommen.“ Durch die Folgen des Klimawandels scheint sich diese alte grönländische Prophezeiung zu bewahrheiten: Wo lange Zeit nur Eis war, wachsen wieder Sträucher und Bäume. 20 Zentimeter Eis verliert die Insel durch Schmelzwasser, jeden Tag. Mit gravierenden Folgen für das Jagdverhalten der Tiere: Um überleben zu können, fressen sich Eisbären mittlerweile gegenseitig auf.

Weltweit sind 120 Weltbürger, darunter sechzehn Schamanen und Älteste aus allen Kontinenten Angaangaq Angakkorsuaqs Aufruf im Juli 2009 gefolgt, sind als Vermittler zwischen Natur und Menschen tausende Kilometer gereist zum nördlichsten Punkt der Erde, um der Botschaft der Ältesten Nachdruck zu verleihen: Wacht auf! Werdet bewusst! Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren! Obwohl die Welt noch nie so vernetzt war wie heutzutage, entfernen sich die Menschen immer weiter voneinander und von der Natur, der sie immer gleichgültiger gegenüberstehen. Nehmen ihre Vernichtung hin, obwohl es keine zweite Erde gibt.

„Erdbeben, Tsunamis, Hurricane. Unsere Mutter Erde sendet Alarmsignale, weil sie krank ist und Hilfe braucht. Wir aber stellen uns taub und blind, tun so, als hörten und sähen wir es nicht“, sagt Mandaza Augustine Kandemwa aus Simbabwe. Fest steht, dass die Erdbewohner sich auf neue klimatische Bedingungen einstellen müssen und Länder wie Amazonien langfristig durch die Eisschmelze verschwinden werden. Angaangaq ist überzeugt, dass die Menschheit mit diesen Umwälzungen erst wird umgehen können, „wenn wir unser Wissen weise anwenden, Herz und Verstand näher zusammenrücken.“

Als Friedensbotschafterin der UN ist auch Dr. Jane Goodall angereist. „Wir haben die Erde vergiftet, wir atmen schlechte Luft und essen schlechtes Essen. Unsere Kinder werden krank“, sagt die bekannte Verhaltensforscherin. Warum? „Weil wir die Weisheit der indigenen Völker vergessen haben. Weil wir die Ehrfurcht vor der Natur verloren haben. Weil wir ihre Stimme nicht mehr hören. Weil unsere Herzen gefroren sind.“

Sven Nieders Fotografien fangen die karge Weite der grönländischen Landschaft ein und dokumentieren in den Portraits der Ältesten die tiefe Betroffenheit über den alarmierenden Zustand der Erde. Die Texte von Angela Babel ergänzen die Bilder mit einer fundierten, berührenden Beschreibung des Ablaufs der schamanischen Zeremonie. Ergänzt wird der Band durch ein Grußwort von Angaangaq Angakkorsuaq und einem Essay des Autoren Dr. Christoph Quarch.