klimawandel

Ölkatastrophe: Aufruf zum Überdenken der Energiesysteme

1274957677i13601Heftige Reaktionen auf NZZ-Kommentar zur Lage am Golf

Zukunft der Energieversorgung steht in Frage (Foto: Michael Lorenzet/pixelio.de)

Wien/Zürich (pte/27.05.2010/13:50) - Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko sei medial hochgespielt und werde überbewertet. Zu diesem Schluss kommt der NZZ-Redakteur Andreas Hirstein im "Kommentar der Anderen" in der heutigen Ausgabe der Tageszeitung Der Standard. Im Kommentar wird unter anderem behauptet, dass die ökologischen Folgen bisheriger Ölkatastrophen immer überschätzt wurden. Der Autor führt das Beispiel der Exxon Valdez vor der Küste Alaskas 1989 an und behauptet, dass diese Katastrophe keine nachhaltigen Schäden verursacht hat.

Hingegen sind Forscher der University of North Carolina http://www.unc.edu in einem Science-Artikel 15 Jahre nach der Katastrophe zum Schluss gekommen, dass es immer noch Folgeschäden gibt. Auch 2010 haben Wissenschaftler der Simon Fraser University in British Columbia http://www.sfu.ca im Fachmagazin Fachmagazin Environmental Toxicology and Chemistry nachgewiesen, dass sie Ölrückstände in zahlreichen Wildpopulationen von Harlekin-Enten gefunden haben. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt auch der Forscher Hauke Harms vom Helmholz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) http://www.ufz.de in einer Studie. (pressetext berichtete http://www.pressetext.at/news/090831034/ )

Natur erholt sich

Dass sich die Natur von einer Ölpest erholt, daran zweifeln die meisten Experten nicht. "In wärmeren Gewässern wird das Rohöl schneller abgebaut als in kälteren Regionen", meint der Meeresbiologe Gerhard Herndl von der Universität Wien http://www.marine.univie.ac.at gegenüber pressetext. Auch die Greenpeace-Meeresbiologin Antje Helms http://www.greenpeace.at stimmt dem zu. "Die Frage ist allerdings dennoch wie lange es dauert, bis etwa im Golf wieder gefischt werden kann."

"Im Golf von Mexiko ist derzeit ein Viertel der Fläche - insgesamt 140.000 Quadratkilometer - für die Fischerei gesperrt. Problematisch dabei ist auch, dass sich in der betroffenen Region das Laichgebiet des ohnehin bedrohten Blauflossen-Tun befindet", so Helms. Ein anderes Problem ist das von BP eingeleitete Korexit, einer Chemikalie, die das Öl im Wasser lösen soll. Die Substanz selbst sei giftig, so Helms. "Die Umweltfolgen davon sind nicht abschätzbar."

Systemimmanente Kritik fehlt

Egal wie man sich dem Thema Ölkatastrophen nähert, eines ist für die Umweltexperten allerdings klar. "Eine Umschwenkung in Richtung erneuerbare Energiesysteme ist unumgänglich", so Helms. Hirstein selbst bezweifelt eine solche Lösungsstrategie. "Alternativen sind zu teuer", meint der Redakteur gegenüber pressetext. Es gebe keine alternative Art des Wirtschaftens.

Dass der Ausstieg aus dem Ölzeitalter erfolgen muss, sehen aber auch Energieexperten wie etwa der Energieexperte Hans Kronberger und Präsident der Photovoltaic Austria (PVA) http://www.bv-pv.at im pressetext-Interview. "Sonnenlicht ist der Rohstoff der Zukunft, da es weit über 10.000 Mal mehr verfügbar ist als der Bedarf der ganzen Menschheit beträgt. Liefer- und Preisgarantie bei Null Cent sind gegeben."

"Sowohl in der Stromerzeugung, als auch in der Mobilität, deren Zukunft ebenfalls im elektrischen Antrieb liegt, kann die fossile Verbrennung vollkommen ersetzt werden", argumentiert Kronberger. Der Umstieg sei nur eine Frage der Rahmenbedingungen. "Kostenwahrheit und Einberechnung der externen Folgekosten bei der Nutzung würden den Weg in die richtige Richtung weisen", zeigt sich der Experte überzeugt.

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