klimawandel

09.12.2008: Das Menschenrecht auf Nahrung ist für jeden siebten Menschen nur Theorie

Bärbel Dieckmann, Präsidentin der Welthungerhilfe, hat heute in Berlin an der internationalen Konferenz "Politik gegen Hunger VII – Das Recht auf Nahrung ist Menschenrecht" teilgenommen. In ihrer Rede zum Thema "Menschenrecht auf Nahrung und die internationale Ernährungskrise" sagte sie am Vormittag unter anderem:

"Wir müssen feststellen: Fortschritte bei der Überwindung des Hungers sind beschämend gering. Heute, so sagt die FAO, hungern immer noch 923 Millionen Menschen, also etwa jeder Siebte. Das Menschenrecht auf Nahrung ist noch sehr weit davon entfernt, umgesetzt zu sein. Die Dauerkrise der Welternährung hat viele Ursachen, etwa Bürgerkriege und andere gewaltsame Konflikte. Oder die Vernachlässigung der ländlichen Entwicklung sowohl durch die Regierungen der Entwicklungs- als auch der Geberländer. Auch der Export subventionierter Agrarprodukte aus Industrieländern wirkt sich nicht förderlich auf die Hungerbekämpfung aus."

"Wir brauchen auf nationaler wie auf internationaler Ebene eine Politik, die ländliche Räume und Ernährungssicherheit in den Entwicklungsländern in den Mittelpunkt stellt und sich damit der Verantwortung für das Menschenrecht auf Nahrung stellt."

"Nichtregierungsorganisationen haben einen erheblichen Anteil daran, dass das Recht auf Nahrung in den vergangenen Jahren auf der politischen Agenda nach oben gerückt ist. Es gibt jedoch immer noch Stimmen, die das Recht auf Nahrung als eine Art "zahnlosen Tiger" bezeichnen, u. a. deshalb, weil es nicht einklagbar ist. Andere meinen, es handele sich beim Recht auf Nahrung eher um ein Instrument, das auf Good Governance gerichtet ist und weniger auf die konkrete Überwindung des Hungers.

Ich meine, dass dies kein Gegensatz sein muss. Wirksame Hungerbekämpfung braucht auch verantwortungsvolles Regierungshandeln; einen Ordnungsrahmen, innerhalb dessen Produzenten Bewegungsfreiheit haben. Gute Regierungsführung reicht aber nicht zur Überwindung des Hungers. Dafür bedarf es zusätzlicher Instrumente und Kenntnisse. Aus meiner Sicht ist das Recht auf Nahrung ein unverzichtbares Werkzeug, das noch stärker zum Tragen kommen muss."

"Damit der Tiger Zähne bekommt oder besser: damit er sie nicht verliert, benötigen wir eine verlässliche koordinierende Instanz bei der Umsetzung des Rechts auf Nahrung. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Aufgabe auch bei einer reformierten FAO gut aufgehoben ist."

Quelle: Welthungerhilfe.de